EIN WEG ZUR SELBSTERKENNTNIS – DIE ENTDECKUNG UND DEUTUNG EIGENER ÄNGSTE

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WORUM GEHT ES IN DIESEM BLOGARTIKEL FÜR EIGENE ÄNGSTE ERKENNEN UND VERSTEHEN?

Als junge Mutter und Psychoanalytikerin / Psychotherapeutin beschäftige ich mich alltäglich mit Ängsten, welche plötzlich auftreten. Niemand will in diesem Zustand bleiben, daher will man schnell Abminderung verschaffen. Nach Sofortmaßnahmen stellt sich dann die nächste Frage und zwar, wie kann man eigene Ängste verstehen? Es ist definitiv ein Versuch wert, sich bei diesem Thema einem Tiefgang zu unterziehen, um das Symptom langfristig zu verringern oder beseitigen.

Der erste Schritt ist definitiv eine Selbstreflexion und die Bewusstwerdung von Gedanken und Gefühlen. Analyse von Träumen und Phantasien sind ein weiterer Weg, unbewusste Konflikte zu verstehen, die Ängste auslösen können. In diesem Text werden auch Beziehungsmuster und Auseinandersetzung mit Übertragungen als Verständnis für Ängste angewendet und kurze Fallbeispiele miteingebracht.

SELBSTREFLEXION UND BEWUSSTWERDUNG

Durch Selbstreflexion und das Bewusstwerden der eigenen Gedanken, Gefühle und Reaktionen auf bestimmte Situationen kann man Anzeichen von Ängsten erkennen. Das bewusste Nachdenken über die eigenen Reaktionen auf herausfordernde Situationen kann Aufschluss darüber geben, ob Ängste vorhanden sind und welche Form sie annehmen.

Zum Beispiel muss eine Person eine Rede halten, die Ängste auslöst. Es entstehen körperliche Reaktionen wie Herzrasen. Die Angst könnte damit in Zusammenhang stehen, dass die Person sich nicht blamieren möchte oder die Erwartungen nicht erfüllen kann. Das Verhalten dieser Person kann dann vermeidend sein. Zu diesem Zeitpunkt wäre es von Vorteil, über ähnliche Situation, die Gefühle von Angst oder Unsicherheit ausgelöst haben, nachzudenken. Dabei könnte herauskommen, dass Ängste oft mit einem Selbstwertgefühl und dem Wunsch zusammenhängen, von anderen akzeptiert und gelobt zu werden.

ANALYSE VON TRÄUMEN UND PHANTASIEN

Durch die Analyse von Träumen und Fantasien können verborgene Wünsche, Ängste und Konflikte aufgedeckt werden, die im Wachzustand möglicherweise nicht erkennbar sind. Freud beschreibt manifeste und latente Inhalte eines Traumes. Der manifeste Inhalt bezieht sich auf das, was im Traum tatsächlich passiert (z. B. Patientin ist in einem dunklen Raum gefangen), während der latente Inhalt verborgene Bedeutungen oder Konflikte repräsentiert.

Freud würde die Angst in diesem Traum als Symbol für ein tiefer liegendes unbewusstes Konfliktmuster interpretieren. Die Dunkelheit und Enge des Raumes könnten auf das Unbewusste hinweisen, während die bedrohlichen Geräusche und die Panik auf unterdrückte oder verdrängte Ängste hindeuten könnten. Assoziationen von der Patientin zu dem Traum können verborgene Konflikte oder Erinnerungen aufdecken, die mit ihren Ängsten in Verbindung stehen könnten. Sie könnte zum Beispiel über vergangene Erfahrungen mit Machtlosigkeit oder Kontrollverlust sprechen, die in ihrem Leben Angst ausgelöst haben.

In der psychoanalytischen Therapie werden Assoziationen (Gedanken frei äußern) verwendet, um verborgene Konflikte oder unbewusste Inhalte aufzudecken und zu verstehen. Der Therapeut ermutigt den Patienten oft dazu, frei zu assoziieren und alles zu teilen, was in seinem Geist auftaucht, ohne Zensur oder Bewertung.

AUSEINANDERSETZUNG MIT ÜBERTRAGUNGEN UND BEZIEHUNGSMUSTERN

Das Bewusstwerden von wiederkehrenden Beziehungsmustern kann helfen, verborgene Ängste zu erkennen und zu verstehen. Übertragung bezieht sich auf den Prozess, durch den Gefühle, Erwartungen und Beziehungsmuster aus vergangenen Erfahrungen auf gegenwärtige Beziehungen übertragen werden. Mehr zum Thema Übertragung findet man hier: „Warum brechen Ängste plötzlich aus? – Erklärungen aus psychoanalytischer Perspektive“.

Ein Beispiel könnte das Verständis einer Übertragung erleichtern:

Stellen Sie sich vor, ein Patient hat eine ausgeprägte Angst vor Autoritätspersonen, die sich besonders in Stresssituationen bei der Arbeit zeigt. Er berichtet seinem Therapeuten von wiederkehrenden Konflikten mit seinem Vorgesetzten, der ihm sehr streng und unnachgiebig erscheint. In der Therapie beginnt der Patient, ähnliche Gefühle der Angst und Frustration zu entwickeln, wenn der Therapeut Fragen zu zum Verhalten oder Entscheidungen stellt.

In diesem Beispiel könnte die Übertragung darin bestehen, dass Martin unbewusst alte, ungelöste Konflikte und Gefühle, die er ursprünglich seinen Eltern oder anderen frühen (strengen) Bezugspersonen gegenüber hatte, auf den Therapeuten projiziert. Seine Reaktionen auf den Therapeuten, die stark von diesen übertragenen Gefühlen geprägt sind, bieten eine Gelegenheit, seine tief verwurzelten Ängste und Konfliktmuster zu erkennen und zu bearbeiten. Die Übertragung offenbart sich also darin, dass der Patient in der therapeutischen Beziehung ähnliche emotionale Muster erlebt, wie er sie aus früheren, prägenden Beziehungen kennt.

Wenn Sie eine Psychotherapie in Anspruch nehmen möchten, dann senden Sie bitte eine Terminanfrage für ein kostenloses Online-Erstgespräch.

Wir besprechen, ob und wie eine Psychotherapie in Ihrem Fall helfen kann.

Fazit

Durch Selbstreflexion, Analyse von Träumen und Fantasien sowie Auseinandersetzung mit Beziehungsmustern und Übertragungen können wir unsere eigenen Ängste erkennen und verstehen.

Übertragungen, wie bereits oben erwähnt, finden auch außerhalb der Therapie statt. Menschen neigen dazu, Gefühle, Einstellungen und Verhaltensweisen, die sie in früheren wichtigen Beziehungen entwickelt haben, auf neue Personen in ihrem Leben zu übertragen. Dies geschieht oft unbewusst. Sie können hilfreich sein, indem sie uns ermöglichen, schnell auf Situationen zu reagieren, basierend auf früheren Lernerfahrungen. Allerdings können sie auch zu Missverständnissen und Konflikten führen, wenn die übertragenen Gefühle oder Erwartungen nicht der aktuellen Realität oder der anderen Person entsprechen.

Es ist wichtig, sich bewusst zu werden, wie wir auf bestimmte Situationen reagieren und welche unbewussten Konflikte oder Erinnerungen diese Reaktionen auslösen können. Die Arbeit an der Bewusstwerdung und dem Verständnis unserer Ängste kann dazu beitragen, diese langfristig zu verringern oder zu beseitigen. Es ist ein Prozess, der Selbstreflexion, Offenheit und Geduld erfordert, aber letztendlich dazu führen kann, dass wir uns freier und sicherer fühlen.

Ich bin Stefanela Cica.

Wenn Sie eine Psychotherapie in meiner Praxis in Anspruch nehmen möchten, dann senden Sie bitte eine Terminanfrage für ein kostenloses Online-Erstgespräch.

Wir besprechen, ob und wie eine Psychotherapie in Ihrem Fall helfen kann.

Literaturverzeichnis:

Freud, S. (1948). Hemmung, Symptom und Angst. Gesammelte Werke.
Freud, S. (1948). Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse: Gesammelte Werke, 11. Imago Publishing.
Freud, S. (2012). Das Unbehagen in der Kultur: Reclams Universal-Bibliothek. Reclam Verlag

Körner, J. (2017). Die Psychodynamik von Übertragung und Gegenübertragung. Vandenhoeck & Ruprecht.

 

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