Immer häufiger erzählen mir Menschen, dass sie ChatGPT „zur Beruhigung“ nutzen.
„Ich hab einfach mal ausprobiert, was es zu meiner Angst sagt“, meinte neulich eine Freundin, halb neugierig und halb beschämt.
Ich kann das gut verstehen. Es ist spät, man fühlt sich einsam, der Kopf kreist, das Herz klopft – und ChatGPT antwortet sofort, freundlich, ruhig, verfügbar. Keine Wartezeit, keine Scham, kein Blickkontakt.
Aber genau das sagt viel über uns aus.
Nicht, weil KI böse wäre, sondern weil sie uns etwas zeigt: unsere Angst vor Nähe, unseren Wunsch nach Kontrolle und unsere Sehnsucht nach Sicherheit, ohne wirklich berührt zu werden.
ChatGPT ist also nicht einfach nur ein Tool. Es ist ein Spiegel unserer Zeit.
WIR vertrauen UNS LIEBER EINER MASCHINE AN
Sich einer Maschine zu öffnen, hat einen klaren Vorteil: Sie bewertet nicht.
Sie schaut dich nicht an, wenn du etwas Peinliches sagst. Sie runzelt keine Stirn, sie schweigt nicht irritiert.
Das gibt ein Gefühl von Kontrolle und davon haben wir heute gerne ein bisschen mehr, als uns guttut.
Echte Nähe hingegen ist unkontrollierbar. Sie kann beschämen, überfordern, alte Wunden berühren.
ChatGPT dagegen hört geduldig zu (bzw. liest), antwortet in Sekunden und ist nie überfordert.
Kein Wunder also, dass viele Menschen diese Form der „Beziehung“ angenehmer finden als das echte, manchmal unbequeme Miteinander.
Aber: Ohne echten Kontakt fehlt das, was wir in der Psychoanalyse Resonanz nennen, das lebendige Mitschwingen zweier Seelen.
WARUM RESONANZ SO WICHTIG FÜR HEILUNG IST
In der Therapie geht es nicht um kluge Ratschläge, sondern um Resonanz.
Darum, dass jemand dich spürt, dich meint, dich aushält.
Dass du gesehen wirst und dass man da bleibt, wenn du weinst.
Diese Erfahrung kann kein Programm bieten.
ChatGPT kann dir erklären, was Angst ist, aber nicht, wie sie sich in deinem Körper anfühlt.
Es kann empathisch schreiben, aber nicht mitfühlen.
Und genau diese Resonanz ist ein Schlüssel zu Heilung.
Sie sagt: „Du bist da, und du darfst so sein, wie du bist.“
KI kann diesen Satz formulieren, aber sie kann ihn nicht fühlen.
also: kann KI NUn psychotherapie ersetzen?
Therapie ist ein lebendiger Prozess zwischen zwei Menschen.
Sie lebt von Blicken, Pausen, Missverständnissen, die man klärt, von allem, was KI nicht kann.
ChatGPT ist freundlich, verständig und niemals genervt.
Aber manchmal braucht es in der Therapie genau das Gegenteil:
einen echten Menschen, der mal schweigt, mal irritiert ist oder mal etwas in dir auslöst.
In dieser Reibung entsteht Entwicklung.
KI dagegen reagiert perfekt angepasst und genau das verhindert, dass etwas Tieferes passiert.
Kurz gesagt: KI kann dir helfen, über deine Angst nachzudenken, aber sie kann dich nicht durch deine Angst begleiten.
intimes mit ki teile?
Viele Menschen schreiben ChatGPT Dinge, die sie keinem Menschen erzählen würden.
Und ja, es fühlt sich erstmal befreiend an. Keine Scham, keine Bewertung.
Aber auf zwei Ebenen ist das heikel:
Erstens, weil deine Daten irgendwo landen. (KI hat, wie gesagt, ein Elefantengedächtnis.)
Und zweitens, weil du damit echte Beziehungserfahrung umgehst.
Wenn du dich emotional einer Maschine anvertraust, bleibst du letztlich allein, du trainierst dein Vertrauen nicht, du vermeidest es.
Und genau das verstärkt langfristig das, was viele sowieso schon spüren: Bindungsangst.
die therapeutische beziehung - ein gegenmodell zur digitalen nähe?
In der Psychotherapie entsteht ein Raum, der sich ganz anders anfühlt als jede digitale Interaktion.
Er ist langsam, echt, manchmal unangenehm, aber heilsam.
Man lernt, Nähe wieder auszuhalten, mit einem Gegenüber, das da bleibt, auch wenn es schwierig wird.
Dieser Raum ist einzigartig: Er bietet Resonanz, Vertrauen und Sicherheit, nicht durch Algorithmen, sondern durch Beziehung.
Und ja, manchmal macht das Angst. Aber genau darin liegt das Wachstum.
In gewisser Weise ist Psychotherapie das Gegenteil von KI:
Sie will dich nicht beruhigen oder perfekt verstehen, sie will dich in Kontakt bringen mit dir selbst.
was ki trotzdem kann und wie man klug mit ihr umgeht
Ich sage das ganz klar: KI ist nicht der Feind.
Wie bei fast allem im Leben kommt es darauf an, wie wir sie nutzen.
So wie alles andere ist auch die Psychotherapie digitaler geworden.
Online-Beratungen, Video-Sitzungen, Selbsthilfe-Apps und Kurse im Netz, all das gehört inzwischen zu unserem Alltag. Und das ist an sich nichts Schlechtes.
Im Gegenteil: Für viele Menschen ist es eine erste, niedrigschwellige Möglichkeit, sich mit ihrer seelischen Gesundheit auseinanderzusetzen.
Digitalisierung kann also auch Chancen bieten:
Sie schafft Zugang, wo zuvor Hürden waren, sei es durch Entfernung, Scham oder Zeitmangel.
Selbsthilfeprogramme, Online-Kurse oder Chat-Angebote können wertvolle Impulse geben, um Ängste zu verstehen oder kleine Veränderungen im Alltag anzustoßen.
Aber: All diese Angebote sind keine Psychotherapie.
Sie können unterstützen, strukturieren, informieren, aber sie ersetzen nicht den lebendigen Austausch, die Resonanz und die emotionale Arbeit, die in einer echten therapeutischen Beziehung entsteht.
Ein paar Gedanken für einen bewussten Umgang:
Nutze digitale Angebote als Ergänzung, nicht als Ersatz. Lass dich inspirieren, aber nicht beruhigen im Sinne eines „Ich brauche niemanden“.
Sei achtsam, was zu dir passt. Nicht jedes Online-Tool ist für jede Person geeignet, gerade bei starken Ängsten braucht es oft echten Kontakt.
Bleib neugierig, aber kritisch. KI kann Wissen liefern, Strukturen schaffen, dich an Achtsamkeit erinnern, aber sie kann dich nicht halten, wenn’s emotional wird.
Vertraue Menschen, nicht Maschinen. Gute Beziehung heilt – immer.
Und falls du dich fragst, ob das Schreiben mit ChatGPT „schlecht“ ist – nein.
Nur: Es ersetzt keine menschliche Nähe. (Und, Hand aufs Herz, ChatGPT bringt auch keinen Kaffee mit, wenn du ihn am dringendsten brauchst.)
Hier kannst du Dir meine 10 Tipps holen, wie Du Ängste, Panik und Phobien selbstständig an der Wurzel packst.
fazit: KI als spiegel unserer zeit
Ich glaube, KI zeigt uns nicht, was sie ist, sondern wer wir sind.
Unser Wunsch, ChatGPT um Rat zu fragen, wenn wir uns ängstlich oder überfordert fühlen, spiegelt unsere Zeit:
den Versuch, Schmerz zu kontrollieren, Nähe zu vermeiden und Sicherheit im Digitalen zu finden.
ChatGPT ist also kein Ersatz für Beziehung, es ist ein Spiegel unserer bindungsunsicheren Gesellschaft.
Aber genau darin liegt vielleicht eine Chance:
Dass wir lernen, uns wieder nach dem zu sehnen, was wirklich heilt – echte Resonanz, Beziehung, Mitgefühl.
Vielleicht ist das die eigentliche Aufgabe dieser Zeit:
Nicht Maschinen beizubringen, zu fühlen, sondern uns selbst wieder zuzutrauen, es zu tun.
Meine Lieben, vielen Dank, dass Ihr bis hierher gelesen habt. Ich freue mich über deinen Kommentar und dein Interesse.
Beste Grüße,
Stefanela Čiča
Ich bin Stefanela Cica.
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